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    Author Topic: Ein Geldpolitscher Ausblick  (Read 374 times)
    BitCharlie (OP)
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    September 07, 2019, 06:00:43 PM
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    wir stehen in der Geldpolitischen Landschaft vor starken Veränderungen. Ich möchte hier meine Analyse und meinen Gedankenganz teilen und freue mich auf angeregten Austausch.

    Am 1.November wird Mario Draghi nach 8 Jahren Amtszeit den Chefposten in der EZB räumen. Seine Nachfolgerin Christine Lagarde hat bereits durchblicken lassen wohin die europäische Geldpolitik in ihrer Amtszeit bis 2027 hinführen wird. Am 4. September 2019 sprach Sie vor dem europäischen Kommission und stellte Ihre Gedanken in ihrer Amtszeit vor. Um es kurz zu machen. Die EZB wird nicht nur den Kurs von Draghi beibehalten sondern noch ausbauen. Das bedeutet:

    1.) weiter stärkere negativ Zinsen
    2.) eine Inflation auch über dem angepeilten Ziel von ≈ 2% p.a. im Euro-Raum
    3.) Abschaffung des Bargelds wird immer wahrscheinlicher
    4.) Helikopter Geld durch die Zentralbank, ausbezahlt direkt an die Bürger der EU
    5.) sowie weitere innovative Mittel und neue Wege der EZB

    Doch nun eins nach dem anderen. Was bedeutet das nun genau?

    Vor Jahren war es noch Undenkbar das auf Einlagen bei der Zentralbank negativ Zinsen bezahlt werden. Heute hat man sich daran gewöhnt. Zumindest aus der Presse. Wohl niemanden hier hat es im täglichen Leben betroffen. Nur einzelne Banken verlangen aktuell negative Zinsen, sogenannte Verwahrentgelte. Meine Hausbank schrieb mir das man Aufgrund der sehr lockeren Geldpolitik ein Verwahrentgelt von 0,40% p.a.  ab einer Einlage von 1 Mio berechnet. Ein Verwahrentgelt klingt natürlich besser als ein Negativzins. Doch wo geht die Reise hin? Nehmen wir einmal an die EZB senkt die Einlagenzinsen bei der Zentralbank für Geldhäuser immer weiter.. -1%, -1,5%.. -2%.. Das wird die Inflation insbesondere in den Vermögenswerten wie Aktien, Immobilien und Bitcoin stark treiben. Immerhin wird das Geld immer weniger Wert. Es gibt kaum noch "sichere Häfen". Diese Dynamik nimmt dann erst richtig fahrt auf. Nach und nach werden die einzelnen Banknoten abgeschafft. Die 500€ Banknote war erst der Anfang, danach die 200€ und 100€ Banknote. Gesellschaftlich und mit viel Marketing wird das Bezahlen mit Bargeld in Deutschland immer mehr zu einem Randphänomen. Nun muss man an der Supermarktkasse ausdrücklich sagen das man Bar bezahlen möchte. Der Hintermann rollt mit den Augen, wie kann man nur Bargeld nutzen und die Geldwäsche und Terrorfinanzierung unterstützen.

    Als nächstes wird das Bargeld komplett abgeschafft. Jeder Bürger ist nun von Geschäftsbanken abhängig. Ein Konto bei der Zentralbank ist für Bürger aktuell nicht möglich. Man ist also auf die Willkür der Geschäftsbanken angewiesen. Das Geld ist nun ein Instrument der Kontrolle. Doch nun kann man als Bürger kein EZB Geld mehr halten, das Bargeld ist abgeschafft. Man ist ausschließlich auf Geschäftsbanken Geld angewiesen.
    Denkbar wäre das nach Abschaffung des Bargelds Zentralbanken der Länder, in Deutschland also die Bundesbank auch die Möglichkeit Konten für jedermann zu gestatten. Um die Geschäftsbanken nicht völlig obsolet zu machen kann man hier aber keine Kredite aufnehmen sondern nur Einlagen bis zu einer bestimmten Höhe halten. Durch ein Konto bei der Zentralbank ist nun auch Lagarde´s Helikoptergeld möglich. Das eigene Konto bei der Zentralbank kann nun nach Belieben der EZB einmalig oder durch regelmäßige Einzahlungen befüllt werden. Somit ist dies ein völlig neues Instrument die Konjunktur zur fördern und anzukurbeln. Viele Bundesbürger werden sich freuen über Nacht 1.000€ durch die EZB geschenkt zu bekommen. Endlich die neue Waschmaschine, das dringend benötigte Sofa oder auch der vielleicht nun doch luxuriösere Urlaub als ursprünglich geplant. Wäre dies nicht ein Stimulationswerkzeug über den sich die meisten Menschen freuen? Was kann an kostenlosen Geld ohne Rückzahlung falsch sein?

    All diese Maßnahmen und Entwicklungen treiben die Preise der Vermögenswerte in ungeahnte Höhen. Auf Immobilienkredite die sich durch ihre Eigenschaft hervorragend beleihen lassen, erhält man Geld für die Kreditaufnahme? Ein Paradigmenwechsel und Umdenken für das Geldsystem. Preissprünge und jährliche Steigerungsraten von 5-10% und mehr in den Metropolen sind normal.
    Eine Geldpolitik die keine Richtungsänderung mehr verträgt. Zurück zum normalen Zins? Undenkbar. Das Geldsystem ist in einem System gefangen aus dem es sich nicht mehr befreien lässt. Die einzige Alternative ist ein Währungswettbewerb, ganz nach Hayek. Bitcoin und Libra ist da erst der Anfang. Vorschläge aus den höchsten Reihen der Notenbankchefs, eine weltweite einheitliche Währung der Zentralbanken zu schaffen ist heute bereits denkbar. Auch Lagarde findet diese Idee interessant.

    Es werden sehr spannende Jahre. Es wird ein völliges Umdenken notwendig um dieses abstruse System zu verstehen. Wer heute Vermögenswerte wie Immobilien und Bitcoin akkumuliert wird überproportional profitieren. Es wird ein schleichender Prozess werden der immer wieder die ursprüngliche rote Linie überquert. Für viele hier in diesem Forum die die wirtschaftlichen Grundprinzipien verstehen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen, werden überproportional davon profitieren. Ich freue mich auf die Zerwürfnisse und arbeite hart daran aus dieser Entwicklung den maximalen Vorteil zu ziehen.

    Nun freue ich mich auf den ein oder anderen Input und angeregte Diskussion.
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